EXI-Projekt S-IRCLE entwickelt smarte Schwefelwasserstoff-Filter für Biogasanlagen
Eine Delegation der EXI-Projektträgerin Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH reiste im März nach Vietnam, um drei geförderte Projekte vor Ort zu besuchen. Eines davon war das Projekt S-IRCLE, das darauf abzielt, schädlichen Schwefelwasserstoff aus Biogasanlagen kostengünstig zu filtern und damit die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
In Vietnam gibt es hunderttausende Biogasanlagen. Mit Hilfe dieser Anlagen können Haushalte Abwässer aus der Tierhaltung behandeln und Biogas zum Kochen und zur Stromproduktion nutzen. Das trägt einerseits zum Umweltschutz bei und hilft andererseits erneuerbare Energien unabhängig bereitzustellen.
Gleichzeitig kommt der giftige und stark zersetzende Schwefelwasserstoff im Norden des Landes in hohen Konzentrationen im Biogas vor und gelangt durch die Verbrennung des Gases an Kochstellen oder in Gasmotoren als schweflige Säure in die Luft. Wird hierbei unzureichend gefiltert, kann es zu gesundheitlichen Gefahren kommen wie Schwindel, Nerven- und Atemorganschädigungen oder sogar zur Fehlbildung von Föten auf. Zudem schädigt die Säure die Biogasgeräte und führt zu erheblichen Geruchsbelästigungen.
Die in Vietnam installierten Schwefelwasserstoff-Filter haben laut Analysen und Messungen des Projektnehmers Herbst Umwelttechnik GmbH (HUT) eine geringe Filterleistung und eine kurze Lebenszeit. Das trägt dazu bei, dass Biogastechnologie in Vietnam zunehmend an Akzeptanz verliert und dadurch der Ansatz, den ländlichen Raum durch dezentrale erneuerbare Energien zu versorgen, gefährdet ist.
Innovative Filtersysteme verbessern Lebensqualität
Ziel des zweijährigen Projekts S-IRCLE ist es, effiziente Schwefelwasserstoff-Filter für Haushaltsbiogasanlagen zu entwickeln und vor Ort zu testen. Zudem soll aus dem verwendeten Filtermaterial Dünger für die Landwirtschaft entwickelt und erprobt werden. In der Nam Định-Provinz besuchte die Delegation drei Haushalte mit Biogasanlagen. Dort stellten die Ingenieure der HUT und des vietnamesischen Partnerunternehmens eGreen die installierten Filtersysteme vor, welche ein Kooperationsprodukt der beiden Unternehmen sind.
Die sich in der Testung befindenden Schwefelwasserstoff-Filter zeigen bereits sehr gute Ergebnisse: Zwei Besitzer berichten, dass seit dem Einbau des neuen Filters beim Kochen keine Geruchsbelästigungen mehr aufträten und die Personen auch nicht mehr über Kopfschmerzen klagten. Außerdem sei es durch die Nutzung des sauberen Biogases nun möglich, Geld zu sparen.
Universität Hanoi stellt Marktpotential von Biogasfiltern vor
Eine weitere Station der Delegationsreise führte zur Hanoi University of Science and Technology (HUST). Dort stellte Frau Nguyen, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität, in Anwesenheit von fünf Professorinnen des Departments of Environmental Science and Technology die bisherigen internationalen Forschungskooperationen des Instituts vor. Herr Tho, Ingenieur und Gründer von eGreen, präsentierte unter anderem das große Marktpotential von Biogasfiltern und -generatoren. In Vietnam gibt es demnach mehr als 20.000 große Schweinefarmen von denen ca. 42 % eine Biogasanlage besitzen. Von den in S‑IRCLE im Fokus stehenden Haushaltsbiogasanlagen gebe es in Vietnam ca. eine Million.
Vielversprechende Erfolge präsentiert
Frau Hoang von der Technischen Universität Berlin (TUB) zeigte in ihrer Präsentation erste Erfolge beim Einsatz des aus dem Filtermaterial gewonnenen Schwefeldüngers auf.
Die Eindrücke der vorhergehenden Exkursion bestätigen sich auch in der Präsentation von Herrn Spahr (HUT). Er erklärte, dass Schwefelwasserstoff-Konzentrationen von weit über 3,000 ppm im Rohbiogas bei den vier installierten Filtern auf 0 ppm reduziert wurden. Dies stellt einen bedeutenden Erfolg dar, denn andere aktuelle Filtersysteme in Vietnam weisen nach der Filterung noch Konzentrationen von mehr als 300 ppm auf.
Fokus auf weiterer Optimierung
Durch die nachweisbare Filterungsleistung steht in den weiteren Monaten die Langlebigkeit der Filter im Fokus. Je effizienter die innovative Regeneration des Filtermaterials mit Hilfe einer Luftpumpe funktioniert, desto länger und kostengünstiger können die Systeme betrieben werden.
Im Ausblick erklärte Herr Spahr, dass die Filter mit Hilfe von Solarpanelen energieautark werden und damit auch bei Stromausfällen funktionsfähig bleiben sollen. Darüber hinaus sei es möglich, die Filter mit Hilfe einer Mobilfunkschnittstelle mittelfristig drahtlos überprüfbar zu machen. Das erlaube den Zugriff auf wichtige Betriebsdaten und würde einen optimierten Service des Filterwechsels ermöglichen.