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Projekt CapaViet3: nachhaltige Lösungen für Sanierung industriell verschmutzter Böden

Im Fokus des Projekts stehen Bodenflächen, die durch gesundheitsschädliche Schwermetalle verunreinigt sind.

Eine Delegation der EXI-Projektträgerin Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH reiste im März nach Vietnam, um drei geförderte Projekte vor Ort zu besuchen und sich über die Umweltsituation im Dorf Châu Khê zu informieren. Eines der Projekte war CapaViet3, das zusammen mit lokalen Partnern Ansätze zur Bodensanierung erarbeitet, die als Modell für andere vietnamesische Provinzen dienen sollen.

Das Dorf Châu Khê ist eine Ansammlung inoffizieller „Wellblechfabriken“, die entlang eines stark verschmutzten Flusses auf einem Netz unbefestigter Straßen liegen. In diesem auch Handwerkerdorf genannten Gebiet werden vorwiegend Metallschrott recycelt und primäre Metallprodukte hergestellt. Jahre der informellen Produktion haben zu weitreichenden Kontaminationen im Boden geführt. Messungen im Rahmen des Projekts CapaViet3 haben etwa sehr hohe Gehalte an Blei, Zink, Arsen und Cadmium aufgezeigt.

Vor diesem Hintergrund starteten das Unabhängige Institut für Umweltfragen e.V. (UfU) und die Dr. Mark, Dr. Schewe & Partner GmbH (MSP) das Projekt CapaViet3 mit dem Ziel, Behördenmitarbeitenden, Studierenden und der Öffentlichkeit Kenntnisse über das Management und die Sanierung kontaminierter Flächen zu vermitteln. Darüber hinaus soll im Rahmen des Projekts für Châu Khê ein beispielhafter Umweltbehandlungs- und Sanierungsplan erstellt werden.

Seit 2016 in Vietnam aktiv

Inneres einer informellen Wellblechfabrik
Informelle Fabriken stellen in Vietnam sowohl für den Umweltschutz als auch für den Arbeitssicherheit ein Problem dar, da sich die Beteiligten meist nicht an die offizielle Gesetzgebung halten.

Die Delegation aus EXI- und UfU-Mitarbeitenden reiste zuerst zur Umweltbehörde der Provinz Bắc Ninh in der gleichnamigen Stadt nordöstlich von Hanoi. Dort präsentierte Herr Stolpe (UfU) zunächst die CapaViet-Projektreihe, die mit dem AnaViet-Projekt (01.07.2016 – 31.12.2016) begann und sich mit Schulungen von Stakeholdern zur Analytik von Bodenkontaminationen befasste. Das Nachfolgeprojekt CapaViet (01.09.2017 – 31.08.2019) setzte die Schulungsreihe fort und entwickelte einen Onlinekurs sowie ein Verzeichnis potenziell kontaminierter Flächen in der Bắc Ninh-Provinz.

CapaViet2 (01.11.2019 – 31.10.2021) ergänzte das Verzeichnis am Beispiel des Handwerkerdorfs Châu Khê um Daten eines Messprogramms vor Ort. Dabei wurden Boden- und Wasserproben entnommen und nach nationalen Standardmethoden analysiert. Zusätzlich wurden Schwermetalluntersuchungen von Boden- und Abfallproben mithilfe eines mobilen Röntgenfluoreszenz-Spektrometers durchgeführt.

Abgeschlossen wird die Projektreihe mit CapaViet3 (01.08.2022 – 31.07.2024), bei dem im Rahmen von vier Workshops potenzielle Bodensanierungsmaßnahmen und deren Kosten für das Dorf Châu Khê erarbeitet wurden. Aufgrund der stark uneinheitlichen Bodenkontaminationen und begrenzter Kapazitäten im Bereich der Bodenbehandlung wird vor allem empfohlen, kontaminierte Böden abzutragen oder einzuschließen. Die Erkenntnisse der Projektreihe werden seit April 2024 im Rahmen einer Ausstellung im Einkaufszentrum in Bắc Ninh und an der Ha Noi University of Natural Resources and Environment präsentiert.

Projekt stellt Handlungsempfehlungen vor und pflanzt Baum

Geschenkübergabe beim Besuch der Vietnam National University of Agriculture
Die Vietnam National University of Agriculture ist ein Kooperationspartner des Projekts.

Nach dem letzten Workshop hat das Projektkonsortium gemeinsam mit der Umweltbehörde der Provinz  Bắc Ninh einen zusammenfassenden Bericht über die Umweltsituation in Châu Khê erstellt. Der Bericht enthält Handlungsempfehlungen und wurde an die Volkskomitees auf Stadt- und Provinzebene übergeben. Diese Ausschüsse sind für die Entscheidung über die Notwendigkeit und den Zeitplan von Sanierungsmaßnahmen in dem Gebiet zuständig. In Zusammenarbeit mit dem Projektpartner VNUA (Vietnamesische nationale Universität für Landwirtschaft) im Osten Hanois wurden im Anschluss vielversprechende, im vietnamesischen Kontext realisierbare Ansätze zum Umgang mit kontaminierten Böden erörtert.

Delegationsmitglieder pflanzen gemeinsam Baum
Eine Baumpflanzaktion rundete den Projektbesuch ab.

Als Abschluss eines erfolgreichen Austauschs pflanzten Vertreterinnen und Vertreter des UfU-Instituts, der vietnamesischen Partner und der ZUG einen Baum (Tabebuia rosea) auf dem Campus der Universität.

Die Projektreihe zeigt eindrücklich, wie durch einen schrittweisen und vertrauensbildenden Ansatz Umweltwissen generiert und nachhaltige Ergebnisse erzielt werden können. Dieser ganzheitliche Ansatz zur Erfassung, Bewertung und Sanierung kontaminierter Flächen soll auch als Vorbild für weitere Maßnahmen in den 58 Provinzen Vietnams dienen.